Allgemein werden die jungen Menschen, die zurzeit teils noch in Ausbildung sind, teils in den Arbeitsmarkt gehen, als „Generation Y“ bezeichnet. Unter welchen Bedingungen wuchs diese Generation heran, was macht ihre DNA aus? Im Wesentlichen gab es drei prägende Einflüsse.
Selbstwertgefühl
Die Generation Y ist eine geburtenschwache Generation. Viele ihrer Vertreter wuchsen als Einzelkinder oder mit maximal zwei Geschwistern wohlbehütet auf. Sie bekamen viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Die Eltern investierten viel in die Bildung ihrer Kinder, setzten (und setzen) aber auch hohe Erwartungen in sie. Die Kinder bekamen einen Sinn für ihren Wert und ihre Wichtigkeit. Daraus resultiert ein gesundes Selbstvertrauen, aber auch eine Erwartungshaltung an das eigene Leben, die Karriere, die eigene Wirkmächtigkeit.
Digitale Kommunikation
Die Vertreter dieser Generation sind Digital Natives. Apps und Social Media, digitale Technologien und unbegrenzter Zugang zu Informationen und Medien sind eine Selbstverständlichkeit. Die jungen Fachkräfte und Mitarbeiter bringen eine große Offenheit mit. Die informelle, hierarchiefreie digitale Kommunikation prägt auch die Kommunikationsgewohnheiten der jungen Berufstätigen. Sie sind es gewohnt, sich zu artikulieren, zu kommentieren, zu kritisieren und gehört zu werden.
Individualismus
Sicherheit, Konsum und Individualität sind weitere prägende Faktoren. Die Generation Y hat zum Glück kaum existenzielle Sorgen und Probleme erlebt. In einer friedlichen Wohlstandsgesellschaft wurden ihre Wünsche zumeist rasch befriedigt. Wenn für das Materielle gesorgt ist, richtet sich der Blick auf das Immaterielle. Sinnsuche, die Verwirklichung eigener Lebensentwürfe, Werte wie Freundschaft, Familie und Individualität rücken in den Vordergrund.
Arbeit hat hohe Bedeutung für die Generation Y
Arbeit ist der Generation Y wichtig. In Umfragen liegt der Stellenwert der Arbeit gleichauf mit Familie und Freunden und noch vor dem Thema Freizeit. Doch auf die Art der Arbeit kommt es an. Diese Generation möchte in der Arbeit nicht nur eine Einkommensquelle sehen, sondern auch eine Chance, sich zu entfalten.
Ergebnisse statt Präsenz-Zwang
Wesentlich sind dabei interessante Arbeitsinhalte und eine Portion Selbstbestimmtheit. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre jungen Talente anders anpacken und fördern sollten als früher. Denn diese lieben es, Ergebnisse zu liefern, statt Stunden abzusitzen – ein Umstand, der Führungskräfte aufhorchen lassen sollte. Denn schließlich geht es dem Unternehmen ja um Leistung und Produktivität, um „Getting-Things-Done“.
Eine clevere Personalpolitik kommt den berechtigten Wünschen der Generation Y entgegen – indem sie Elemente des „Neuen Arbeitens“ in den Betrieb integriert.
Neues Arbeiten
Dazu gehören agile Methoden, selbstorganisierende Teams und interdisziplinäre Ansätze, die Kreativität freisetzen und die Motivation der jungen Mitarbeiter fördern. Diese erleben selbstbestimmtes Arbeiten und erhalten interessante Aufgaben, an denen sie ihre Kompetenzen entfalten können.
Bottom-up-Ansätze im Change Management, bei denen die Mitarbeiter an der Basis den Wandel antreiben, anstatt ihn „von oben“ verordnet zu bekommen, sind eine weitere Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die jungen Talente können etwas bewegen und das Unternehmen integriert die permanente Selbstoptimierung in seine Kultur.
Potenziale werden erkannt und entfaltet, Wertschätzung vermittelt. Das alles trägt zur Mitarbeiterbindung bei.
Zeit- und ortsunabhängig dank Cloud
Die Digitalisierung ermöglicht heute eine zeit- und standortunabhängige Zusammenarbeit auf Cloud Plattformen. Junge Talente wissen das und fordern eine Aufweichung der althergebrachten, stationären Arbeitsweise ein. Warum auch nicht? Cloud Software hat den Vorteil, dass sich flexible Arbeitszeiten und Home Office mühelos in den Betrieb integrieren lassen. Das sind Arbeitsbedingungen, wie sie die Generation Y schätzt.
Motivationen
Ein gutes Einkommen ist jungen Berufstätigen generell wichtig, ganz unabhängig von der Generation. Logisch, denn wenn man sich sein Leben gerade erst aufbaut und eventuell bald eine Familie gründen möchte, braucht man Geld. Später, bei den finanziell gesättigten, älteren Berufstätigen ändern sich die Prioritäten.
Extrinsische Motivatoren
Also haben extrinsischen Motivatoren weiterhin einen hohen Stellenwert. Fast gleichauf liegen allerdings bei den jungen Talenten die berufliche Selbstbestimmung und ein gutes Arbeitsklima. Positiv auf die Motivation wirken sich auch vielseitige, verantwortungsvolle und sinnstiftende Aufgaben sowie Aufstiegschancen aus. Eine ausgesprochene Spaßorientierung konnte nicht nachgewiesen werden.
Intrinsische Motivatoren
Junge Berufstätige fühlen sich wohl in Unternehmen, die ihnen Entwicklungmöglichkeiten bieten, um ihre Talente optimal zu entfalten. Das fördert zugleich die intrinsische Motivation, das Gefühl, dass die eigene Arbeit einen Sinn hat und dass man etwas bewegen kann. So entsteht eine klassische Win-Win-Situation. Um sie zu nutzen, sollten Arbeitgeber
- eine Lernkultur im gesamten Unternehmen etablieren
- Hierarchien abbauen
- gemeinsam mit Beschäftigten erörtern, wie sich diese weiterentwickeln können und wollen
- jungen Mitarbeitern frühzeitig Projekte und Verantwortung übertragen
- altersgemischte und interdisziplinäre Teams fördern, in denen die Älteren die Jüngeren coachen
- informelle Kommunikationsformen, zum Beispiel Chat Tools, einführen
- Ergebnisse statt Anwesenheit belohnen
Work-Life-Balance
Kaum ein Begriff wird im Zusammenhang mit der Generation Y so sehr strapaziert wie die Work-Life-Balance. Dabei greift er zu kurz: Junge Talente empfinden Arbeitszeit als Lebenszeit. Es geht nicht darum, beides gegeneinander abzuwägen oder auszuspielen. Das Gesamtpaket muss stimmen.
Junge Arbeitnehmer – und besonders Arbeitnehmerinnen – möchten nicht auf ein glückliches Familien- und Privatleben verzichten. Die Familiengründung steht bei den jungen Arbeitskräften hoch im Kurs. Flexible Einsatzzeiten und -orte sowie Sabbaticals geben beiden Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Möglichkeit, kinderfreundlich und trotzdem produktiv zu sein.
Modernes Personalmanagement
Das Personalmanagement sollte flexibel auf die Wünsche der jungen Fachkräfte eingehen. Eine Familiengründung darf keinesfalls zum Karrierekiller werden, weder für Frauen noch für Männer. Gemeinsam mit den jungen Eltern unter Ihren Fachkräften sollten Sie überlegen, welche Auslastung Sinn macht und wie sich Arbeits- und Familienzeit optimal verzahnen lassen. Auch hier ist wieder der Königsweg die Fokussierung auf Resultate statt auf Zeitrahmen.
Außerdem können Angebote wie zum Beispiel ein Betriebskindergarten, Wäscheservice, Sport oder gesundheitsfördernde Maßnahmen den Mitarbeitern helfen, mit der Doppelbelastung klarzukommen.
Fazit
Die junge Generation der Berufstätigen ist leistungsorientiert, selbstbewusst und innovativ. Und aufgrund des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ist sie durchaus in der Position, Forderungen zu stellen. Und diese Forderungen sind nicht unvernünftig: Mehrheitlich wünscht sich die Generation Y interessante, sinnstiftende Aufgaben, ergebnisorientiertes, flexibles Arbeiten, Selbstbestimmung und Verantwortung sowie eine sinnvolle Verzahnung von Arbeit und Privatleben.
Unternehmen, die Flexibilität und Entgegenkommen beweisen, haben gute Chancen, in der Generation Y Mitarbeiter zu finden, die für ihre Aufgabe „brennen“. Wenn sich das Management für neue Arbeitsweisen öffnet, lockt es damit hervorragend ausgebildete Fachkräfte an und verordnet dem Unternehmen einen Innovationsschub.