Liquiditätsplan sichert Zahlungsfähigkeit

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Die dritte Mahnung des Lieferanten trudelt ein – und noch immer ist kein Geld da, um die Rechnung zu bezahlen. Die Folge: Das Unternehmen rutscht in die Insolvenz. Mit einem besseren Liquiditätsplan wäre das vielleicht nicht passiert. Denn dann hätte die Unternehmensleitung rechtzeitig die Warnsignale erkannt und gegengesteuert.

Was ist ein Liquiditätsplan?

Die Summe der verfügbaren Geldmittel, die ein Unternehmen auf Bankkonten und in der Kasse besitzt, ist seine Liquidität. Dies ist das Geld, das zur Finanzierung des Unternehmens zur Verfügung steht, etwa um fällige Rechnungen und Verpflichtungen zu begleichen. Heute genügt ein Blick aufs Konto und in die fälligen offenen Posten, um die Liquidität zu beurteilen.



Doch wie wird es morgen oder nächste Woche aussehen? Wie nächsten Monat? Kann sich das Unternehmen die Maschine, die nächstes Jahr angeschafft werden soll, überhaupt leisten?

Über diese Fragen gibt der Liquiditätsplan Aufschluss. Er nimmt den Ist-Bestand auf und errechnet anhand der prognostizierten Geldzuflüsse und Geldabflüsse und ihrer jeweiligen Fälligkeitsdaten den voraussichtlichen Geldbestand zu einem Tag X.

Der Liquiditätsplan ist somit ein Baustein der Finanzplanung von Unternehmen. In größeren Unternehmen ist das Controlling für den Liquiditätsplan zuständig; in kleineren ist es meist die Buchhaltung oder Geschäftsführung.

Ziel der Liquiditätsplanung

Die Liquiditätsplanung dient dazu, die voraussichtliche Liquidität eines Unternehmens für einen definierten zukünftigen Zeitpunkt oder Zeitraum vorherzusagen. Sie identifiziert Liquiditätsrisiken und ihre Ursachen frühzeitig, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Somit dient der Liquiditätsplan als Steuerungsinstrument, um die Liquidität zu sichern und zu erhalten.

Liquiditätsplan – Aufbau

Der Controller baut seine Liquiditätsplanung nach dem folgenden Schema auf:

Anfangsbestand auf Konten und Kassen (Liquidität I)

+ voraussichtliche Zahlungseingänge zur Fälligkeit

– voraussichtliche Zahlungsausgänge zur Fälligkeit

= Endbestand auf Konten und Kassen

Was nicht in die Liquiditätsplanung gehört, sind Rückstellungen (weder Zuführung noch Auflösung), Abschreibungen und kalkulatorische Kosten und Erlöse. Diese sind nur rechnerische Größen, aber keine tatsächlichen Zahlungen oder Einnahmen.

Typische Zahlungsflüsse in der betrieblichen Praxis sind:

Zuflüsse

  • Umsatzerlöse bzw. Zahlungen von Kunden
  • Einzahlungen / Privateinlagen von Gesellschaftern
  • Erträge/Erlöse aus Mieten, Pachten, Zinsen und Dividenden
  • Einnahmen aus Gebühren, Lizenzen, Nutzungsentgelten

Abflüsse

  • Zahlungen für bezogene Lieferungen und Leistungen
  • Löhne, Gehälter, Sozialleistungen
  • Zins- und Tilgungszahlungen
  • Miet- und Leasingzahlungen
  • Investitionen und Anschaffungen
  • Steuern inkl. Steuervorauszahlungen
  • Auszahlungen an Gesellschafter bzw. Privatentnahmen

Zeitraum

Je nach Unternehmensgröße und Erfordernissen kann der Betrachtungszeitraum einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr betragen.

In vielen Branchen sowie für kleine Unternehmen und Freiberufler genügt eine monatliche Betrachtung der Liquidität. Bei großen Handelsunternehmen mit vielen Zahlungsflüssen ist eine tägliche und/oder wöchentliche Liquiditätsplanung notwendig. Auch Gründer sollten ihre Einnahmen und Ausgaben genau verfolgen und mit ihrem Businessplan vergleichen. Notfalls tut es am Anfang auch eine Excel-Liste.

Ein Planungshorizont von mindestens einem Jahr ist sinnvoll, um auch die seltener auftretenden liquiditätsrelevanten Einflüsse zu berücksichtigen.

Für unterschiedliche betriebliche Zwecke kann ein Unternehmen auch mehrere Planungszeiträume betrachten.

Werkzeuge

Für die Liquiditätsplanung existieren Anleitungen, Spezialsoftware und vorgefertigte Planungstools für Controller, Manager und Buchhalter. Diese basieren häufig auf Excel. Eine aussagekräftige Liquiditätsplanung sollte sowohl Plan-Daten als auch Ist-Daten einbeziehen.

Die Plandaten stammen aus unterschiedlichen Systemteilen. Die Finanzplanung und die Budgetplanung sind wichtige Informationsquellen. Eventuell ist es sinnvoll, jeweils eigene Tabellen für die Umsatzplanung, Planung der Personal- und Fertigungskosten usw. anzulegen und zu einem Gesamtüberblick zusammenzuführen.

Unternehmenssoftware als Datenquelle

Da ist es hilfreich, wenn Daten direkt aus einer Unternehmenssoftware übernommen werden können. Manche Buchhaltungsprogramme können als Datenquelle in Excel-Arbeitsmappen eingebunden werden. So wird die Liquiditätsplanung bei jedem Öffnen des Excel-Tools automatisch mit aktuellen Ist-Zahlen befüllt. Hinzu kommen gegebenenfalls Daten aus Budgetierung und Finanzplan. Dabei werden nicht nur die aktuellen Kontostände gemeldet, sondern auch die zukünftigen Zahlungseingänge und Zahlungsausgänge anhand der offenen Posten und Fälligkeiten von Debitoren und Kreditoren.

Wenn die Planzahlen dauerhaft deutlich von den Ist-Zahlen abweichen, ist eine weitergehende Analyse fällig, mit dem Ziel, präzisere Einschätzungen für die Unternehmensplanung und –Budgetierung zu gewinnen.

Screenshot

Hintergrund: Insolvenz

Insolvenzgründe sind die Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO), die drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO) sowie die Überschuldung (§ 19 InsO).

  • Der BGH sieht eine Zahlungsunfähigkeit nach dem Insolvenzrecht bereits dann als gegeben, wenn ein Unternehmen in einem Zeitraum von drei Wochen nicht mindestens 90 Prozent seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.
  • Drohende Zahlungsunfähigkeit bedeutet: Das Unternehmen wird voraussichtlich seine Zahlungsverpflichtungen bei Fälligkeit nicht erfüllen können.
  • Überschuldung bedeutet, dass die Verbindlichkeiten eines Unternehmens von seinen Vermögenswerten nicht gedeckt werden.

Bei Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung muss unverzüglich Insolvenzantrag gestellt werden, sonst ist der Straftatbestand der Insolvenzverschleppung gegeben. Bei drohender Zahlungsunfähigkeit kann ein Unternehmen nach eigenem Ermessen Insolvenz beantragen, um eine Sanierung zu versuchen.

Fallstricke

Nicht immer stimmt das Buchungsdatum mit dem Datum überein, an dem Einnahmen oder Ausgaben tatsächlich zufließen bzw. abfließen. Häufig werden etwa Waren oder Leistungen auf Rechnung verkauft. Die Rechnung wird gebucht, aber der Zahlungseingang kommt erst Wochen später. Professionelle Buchhaltungsprogramme sind in der Lage, Fälligkeiten zu berücksichtigen.

Eine Belastung der Liquidität ist die Sollversteuerung (Umsatzsteuer wird bei Rechnungstellung abgeführt). Sie zwingt Unternehmen, für das Finanzamt in Vorlage zu treten. Für Einnahmenüberschuss-Rechner und Kleinunternehmer mit weniger als ½ Million Euro Umsatz ist die Ist-Versteuerung die bessere Option (dabei wird die Umsatzsteuer erst bei Zahlungseingang abgeführt).

Belastend für die Liquidität ist es, wenn das in Anspruch genommene Zahlungsziel kürzer ist als das den eigenen Kunden gewährte Zahlungsziel. Dadurch entsteht eine Liquiditätslücke. Der umgekehrte Fall bedeutet einen Liquiditätszuwachs.

Hilfe, die Liquidität reicht nicht!

Wenn der Liquiditätsplan zeigt, dass sich die Liquidität verschlechtert oder sogar in Schieflage gerät, müssen die Ursachen sorgfältig analysiert werden. Wo entsteht der Engpass? Auf der Kosten- oder auf der Umsatzseite? In welchem Segment und in welcher Region? Bei welchen betrieblichen Prozessen? Häufig sind mehrere Ursachen beteiligt, die gewichtet werden müssen. Und häufig ist ein ganzes Maßnahmenbündel zum Gegensteuern notwendig.

Manche Maßnahmen greifen kurzfristig (z. B. die Erhöhung einer Kreditlinie bei der Bank, Aufschub von Anschaffungen), andere entfalten ihre Wirkung erst nach und nach (z. B. Umstellungen bei Prozessen und Logistik, Sozialpläne).

Sobald das Unternehmen durch kurzfristige Maßnahmen wieder „Luft“ hat, sollte es sich mit den langsam wirkenden, strukturellen Änderungen befassen – eventuell mit fachlichem Input von außen.

Mögliche Maßnahmen zur Liquiditätssteuerung

  • Längere Zahlungsziele in Anspruch nehmen
  • Den Kunden kürzere Zahlungsziele geben
  • Produkte/Leistungen forcieren, die schnelle Liquidität bringen
  • Einflüsse reduzieren, die Liquidität binden (Logistik, Lagerumschlag, just-in-time)
  • Kreditlinien rechtzeitig aufstocken
  • Investitionen verschieben
  • Prozesse durchleuchten und rationalisieren
  • Personal effizienter einsetzen

Wenn all das nicht reicht, ist es besser, vor Eintritt der Zahlungsunfähigkeit aus eigenem Antrieb Insolvenz zu beantragen, als „kalt erwischt“ zu werden. In diesem Fall sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Sanierung besser.

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Autor:in Dorothea Heymann-Reder
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