Kennzahlen für die Unternehmenssteuerung

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Wer ein Unternehmen steuert, benötigt belastbare Informationen, um kompetente Entscheidungen zu treffen. Wenn die Produktivität schrumpft, müssen Prozesse rationalisiert werden. Ein Unternehmer, der einen Kredit beantragen möchte, sollte vor dem Bankgespräch seine Eigenkapitalquote und Bilanzrelationen kennen. Sinkt die Umschlagshäufigkeit der Vorräte, produziert die Firma Ladenhüter.

Wichtig: Alle diese Entwicklungen werden nur dann deutlich, wenn man die Kennzahlen sowohl im Zeit- als auch im Branchenvergleich betrachtet. Soll heißen: Man beobachtet, wie sich die Kennzahlen im eigenen Unternehmen gegenüber dem Vorjahr entwickeln, vergleicht sie aber auch mit einer branchenüblichen Benchmark.



Welche Kennzahlen in welcher Situation für welches Unternehmen am meisten Erkenntnisgewinn bringen, ist durchaus unterschiedlich. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Kennzahlen vorgestellt, die einen Eindruck von der Vielfalt der Analysemöglichkeiten vermitteln.

Bilanzkennzahlen

Eigenkapitalquote (Eigenkapital/Gesamtkapital)

Die Eigenkapitalquote sagt aus, wie viel Prozent des Kapitals eines Unternehmens aus den eigenen Mitteln der Gesellschafter finanziert wird. Sie gibt Aufschluss über die Bonität eines Unternehmens und wird daher von Banken genau analysiert.

Das Anlagevermögen sollte durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital gedeckt sein. Je höher der Deckungsgrad durch Eigenkapital ist (Deckungsgrad I), umso solider ist das Unternehmen finanziert.

Liquidität (Flüssige Mittel und ggfs. kurzfristige Forderungen / kurzfristige Verbindlichkeiten)

Man unterscheidet mehrere Liquiditätsgrade, aber im Wesentlichen geht es immer um die Frage, ob das Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten erfüllen kann. Eine zu geringe Liquidität bedeutet unmittelbare Konkursgefahr! Deshalb sollten Firmenchefs ihre Außenstände im Auge haben: Mit welcher Frist zahlen die Kunden (und mit welcher Frist werden die Lieferanten bezahlt)?

Um dies zu beurteilen, kann man die Umschlagshäufigkeit der Forderungen berechnen (Umsatzerlöse/Forderungsbestand). Je höher die Umschlagshäufigkeit, umso geringer die Kapitalbindung durch ausstehende Forderungen.

Wenn sich die Liquidität verschlechtert und der Forderungsbestand erhöht, kann man Zahlungsziele verkürzen und das Mahnwesen optimieren – oder eventuell mit Inkassobüros zusammenarbeiten.

Cash Flow (Bilanzergebnis +/- Änderung von Rücklagen und langfristigen Rückstellungen +/- Außerordentliche Einflüsse)

Der Cash Flow gibt an, welchen Finanzmittelübeschuss ein Unternehmen erwirtschaftet, d. h. in welchem Maß es sich aus eigener Kraft finanzieren kann. Auch diese Kennzahl ist wichtig für die Bonitätsbeurteilung von Unternehmen. Je größer der Cash Flow ist, umso größer ist das Eigenkapital des Unternehmens.

Rentabilitätskennzahlen

Umsatzrendite (Gewinn/Umsatzerlöse)

In der Umsatzrendite spiegelt sich die Ertragskraft eines Unternehmens. Fünf Prozent Umsatzrendite bedeuten, dass das Unternehmen mit jedem Euro Umsatz fünf Cent Gewinn macht.

Eine Verschlechterung kann verschiedene Gründe haben: Gestiegene Kosten wurden nicht an die Kunden weitergegeben. Ein ruinöser Preiskampf herrscht in der Branche. Die Wertschöpfung pro Mitarbeiter sinkt, etwa, weil die Belegschaft demotiviert ist oder die Qualifikation sinkt. Alle diese Entwicklungen kann man mit geeigneten Gegenmaßnahmen in den Griff bekommen.

Rohertrag (Umsatz – Wareneinsatz)

Den Rohertrag kann man nicht nur für das Unternehmen insgesamt, sondern auch für einzelne Produkte berechnen, um die Handelsspanne oder den wirtschaftlichen Erfolg des Produkts zu beurteilen.

Wenn sich der Rohertrag verschlechtert, kann das bedeuten, dass ein Unternehmen keine angemessenen Preise verlangt oder durchsetzen kann. Vielleicht sollte es weniger Skonto gewähren oder selbst bei seinen Lieferanten mehr Skonto in Anspruch nehmen, um die Einkaufspreise zu senken.

Kapitalrendite oder ROI (Gewinn / Gesamtkapital)

Gesellschafter möchten eine gute Verzinsung für ihr eingesetztes Kapital. Sonst besteht die Gefahr, dass sie es früher oder später abziehen und in lohnendere Projekte investieren. Deshalb ist es wichtig, den ROI für das Gesamtunternehmen – und eventuell für Teilbereiche – im Auge zu behalten. Außerdem ist ein sinkender ROI ein Warnsignal: Er kann zum Beispiel auf sinkende Produktivität, steigende Kosten, schleppenden Lagerumschlag und schlechtes Forderungsmanagement hinweisen.

Vertriebskennzahlen

Auftragsquote (Angebote / Aufträge)

Wenn der Vertrieb viele Angebote macht, aber wenige Aufträge holt, läuft etwas schief: Konzentrieren sich die Vertriebsleute auf die falschen „Kandidaten“? Mit einer guten CRM-Software können Interessenten auf ihr Abschlusspotenzial hin durchleuchtet werden.

Außerdem ist es möglich, dass die Preise zu hoch sind oder das Angebot am Bedarf des Interessenten vorbei geht. Vielleicht kann durch Kostenreduktion und Neukalkulation nachgebessert werden. Unter Umständen kann eine Vertriebssoftware helfen, Prozesse zu straffen und die Erfolgsquote zu steigern.

Auftragseingang (pro Quartal oder pro Jahr)

Der Auftragseingang ist eine wichtige Kennzahl für Zukunftsprognosen in Bezug auf die Liquidität und Rentabilität. Hat ein Unternehmen, das durchschnittlich drei Monate von der Auftragserteilung bis zur Abrechnung benötigt, heute eine Auftragsdelle, so benötigt es vielleicht in drei Monaten einen Betriebsmittelkredit, um die Löhne und Gehälter zahlen zu können.

Am besten werden schon heute entsprechende Kreditverhandlungen in die Wege geleitet. Und natürlich müssen alle Kräfte darauf gerichtet werden, die Flaute möglichst schnell zu beenden und mit neuen Aufträgen zu kompensieren.

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Autor:in Dorothea Heymann-Reder
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