Wie begegnen Unternehmen heute den Herausforderungen der Digitalisierung? Die renommierte Unternehmensberatung Lünendonk hat Manager von Großunternehmen dazu befragt. Ein Großteil dieser Unternehmen – 72 Prozent – verfügt bereits über eine Digitalisierungsstrategie. Allerdings hapert es bei der Umsetzung.
Ein Grund dafür ist, dass intern nicht genügend digitale Skills verfügbar sind. Fachkräfte sind rar und die Weiterbildung der Belegschaften braucht Zeit. Die vorhandenen IT-Experten sind häufig mit Aufgaben überfrachtet. So kommt es zu der Situation, dass zwar eine digitale Strategie vorhanden ist, aber es fehlt an der Innovationsstärke und Umsetzungsfähigkeit.
Unternehmen nutzen Digitalisierungsberatung
Für eine erfolgreiche digitale Transformation mobilisieren Unternehmen externes Know-how. Dies geschieht teils über Kooperationen, teils über den Einsatz von Digitalisierungsberatung. 58 Prozent der untersuchten Unternehmen haben Dienstleistungspartner sehr tief in ihre Wertschöpfung integriert.
Berater und IT-Dienstleister haben große Bedeutung für die Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle. 70 Prozent der Unternehmen verlangen von ihren IT-Dienstleistern, dass diese Innovationen im Unternehmen vorantreiben können.
Anforderungen an IT-Dienstleister wandeln sich
Für 92 Prozent der Großunternehmen ist es wichtig, dass ihre IT-Dienstleister die Customer Journey der Kunden verstehen und darauf aufbauend Innovationen und neue Geschäftsmodelle mit starkem Bezug zum Endkunden entwickeln.
Digitalisierungsberater benötigen daher Kompetenzen in Customer Experience Services wie Digital Consulting, Kreativmethoden wie Design Thinking und Rapid Prototyping sowie profunde Kenntnisse in Data Analytics oder Prozessoptimierung. Am besten sollten sie diese aus einer Hand anbieten und in einem Projekt „end to end“ umsetzen.
Wichtig ist vielen Unternehmen darüber hinaus, dass ihre Berater auch konzeptionelle Unterstützung leisten. Das bedeutet, sie wünschen sich Dienstleister, die auch Managementberatung rund um die digitale Transformation leisten können.
In Ausschreibungen großer Unternehmen gehören solche Anforderungen mittlerweile zum Standard.
Acht Kernkompetenzen für Digital Transformation Beratung
Die Hitliste der meistgesuchten Kompetenzen von IT-Beratern bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle sieht Lünendonk wie folgt:
- 92 Prozent der Unternehmen erwarten eine hohe Fach- und Branchenkompetenz von ihren Beratern.
- 92 Prozent erwarten Customer Experience Services und die Fähigkeit, digitale Geschäftsmodelle mit Bezug auf die Customer Journey des Kunden zu entwickeln.
- 85 Prozent wollen, dass der Dienstleister auch die Kompetenz einer Digital Marketing- und Internetagentur zu bieten hat, also Kreativ-Know-how mitbringt
- 82 Prozent wünschen einen internationalen Background und Skills in internationalen Best Practices.
- 81 Prozent verlangen, dass die Dienstleister die von ihnen eingeführten Lösungen auch betreiben können.
- 75 Prozent wollen, dass ihre Berater auch andere interne und externe Projektmitarbeiter – das „Dienstleister-Ökosystem“ – steuern können.
- 61 Prozent erwarten Services aus einer Hand; sie wollen von der Entwicklung bis zur digitalen Transformation begleitet werden.
- 56 Prozent wünschen sich Dienstleister, die unternehmerische Mitverantwortung übernehmen.
Der letzte Punkt erfordert eine Erklärung: Die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle verursacht zunächst hohe Kosten, die sich erst nach längerer Zeit – wenn überhaupt – amortisieren. Aus diesem Grund ist es derzeit ein Trend, dass Unternehmen von ihren Partnern Geschäftsmodelle für wenig Geld entwickeln lassen, diese aber im Gegenzug am Erfolg, sprich: Umsatz beteiligen, der sich dann hoffentlich einstellen wird.
Diese Anforderungen gelten wie gesagt für Digitalisierungsberatung mit Fokus auf die Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle.
Analytics und Plattformaufbau gefragte Kompetenzen
Darüber hinaus erwarten Unternehmen Kompetenz bei Big Data und Analytics und die Fähigkeit, Plattformen aufzubauen. Es schadet auch nichts, wenn sie ein gutes Partnernetzwerk mitbringen.
Ein Einkaufsverantwortlicher einers DAX-30-Konzerns wird in der Lünendonk-Studie mit den Worten zitiert:
„Wir erwarten von unseren Beratungs- und Dienstleistungspartnern im Kontext der Digitalisierung neben einer hohen Fachlichkeit vor Allem nachweisbare Referenzen, wie sie die Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle erfolgreich begleitet haben. Dazu gehört die Kompetenz, ganz konkrete Use Cases und Prototypen für digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.“
Projektkooperationen von Beratungs- und IT-Dienstleistern
Es ist wie so häufig im Leben: Unternehmen suchen als Partner die „eierlegende Wollmilchsau“, den Passepartout, den Alleskönner. In der Realität haben Dienstleister jedoch unterschiedliche Kernkompetenzen und schließen sich daher projektbezogen gerne zusammen, um fehlende Skills auszugleichen. Allerdings steigt der Koordinierungsaufwand, je mehr Externe und Kooperationspartner angeheuert werden müssen.
IT-Berater spielen wichtige Rolle für Digitalisierungsstrategie
„Wie werden Unternehmensstrategien im Kontext der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen in der Regel entwickelt?“ fragte Lünendonk die teilnehmenden Manager.
Entwicklung der digitalen Strategie
Schon bei der Entwicklung ihrer Digitalisierungsstrategie nutzen Unternehmen die Unterstützung von IT-Beratern. 86 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Strategie überwiegend intern planen, aber externe Beratungsunternehmen eine wichtige Rolle spielen. Nur 14 Prozent kommen bei der Strategieentwicklung ohne externen Input aus.
Umsetzung der digitalen Strategie
Die Umsetzung der Digitalisierungsstrategien liegt bei 55 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sehr stark in der Hand externer Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen. Der Rest nimmt hierbei zumindest partielle Digitalisierungsberatung von externen Partnern in Anspruch.
Business Innovation / Transformation Partner
Die Lünendonk-Studie sieht IT-Beratungsunternehmen heute in der Rolle eines Business Innovation / Transformation Partners (BITP). Für die meisten Auftraggeber gewinnen Management- und IT-Beratung an Bedeutung, weil es um die Veränderung und Optimierung von Geschäftsprozessen geht.
Dagegen verliert der klassische IT-Betrieb für die Wertschöpfung an Bedeutung. Dieser Schwenk hin zu einem Fokus auf Managementberatung ist für klassische IT-Beratungsdienstleister eine Herausforderung.
Vergabestrategien für Digitalisierungsprojekte
Unternehmen, die bereits eine Digitalisierungsstrategie implementiert haben, verfolgen bei der Vergabe der Aufträge zwei Strategien:
- 44 Prozent zerlegen Digitalisierungsprojekte in einzelne Phasen und vergeben die einzelnen Teilprojekte am liebsten an denselben Partner, um Schnittstellenprobleme zu vermeiden.
- 25 Prozent vergeben Digitalisierungsprojekte als Gesamtprojekt an einen Dienstleistungspartner, um alle Leistungen „end-to-end“ aus einer Hand zu beziehen.
Fazit: Was sollten IT-Berater jetzt tun?
Aus der gesamten Untersuchung wird deutlich, dass IT-Dienstleister und Beratungsunternehmen folgende Schritte unternehmen sollten, um zukunftsfähig zu bleiben:
Breites Portfolio
Da Auftraggeber umfangreiche, komplexe Digitalisierungsberatung gerne aus einer Hand beziehen möchten, sollten Sie als Beratungsunternehmen viele Kompetenzen miteinander vereinigen. Dazu gehören Management- und Prozessberatung ebenso wie Kreativdienstleistungen. Der klassische IT-Betrieb reicht nicht mehr aus, gefragt sind Innovationsstärke und konzeptionelle Kompetenz.
Branchenfokus und Customer Journey
Unternehmen verlangen von ihren Beratern eine intime Kenntnis der Customer Journey ihrer Endkunden. Auf dieser Grundlage sollen innovative digitale Geschäftsmodelle und neue Wege der Kundenansprache entwickelt und umgesetzt werden. Beschäftigen Sie sich also eingehend mit User Experience und den Anforderungen der Endkunden.
Analytics und Big Data
Diese sind gewissermaßen der Nährboden für Innovationen und individualisierte Angebote auf der Kundenseite. Entwickeln Sie Ihre Kompetenz in Business Analytics weiter.
Breites Partnernetzwerk
Als mittelständischer Berater werden Sie Partner brauchen, um große Digitalisierungsprojekte zu stemmen. Auftraggeber lagern die Projektleitung und Koordination gerne an ihre Beratungspartner aus. Sie sollten daher genügend zuverlässige und fähige Kooperationspartner in der Hinterhand haben.
Risiko und Umsatz teilen
Bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle suchen Firmen vermehrt nach Partnern, die in ein Risiko- und Umsatz-Sharing einsteigen. Die Kooperation läuft auf eine Art Joint-Venture hinaus, bei dem sich beide Partner Chancen und Risiken teilen und das Geschäftsmodell auch gemeinsam betreiben und vermarkten. Seien Sie offen für solche Vorschläge und überlegen Sie, ob dies auch für Sie ein neues Wertschöpfungsmodell sein könnte.