Künstliche Intelligenz (KI) ist auch für Business-Software ein großes Thema. Fast jeder Software- und ERP-Hersteller wirbt inzwischen mit KI-Funktionen. Künftig sollen Anwenderinnen und Anwender mit ihrer ERP-Software sogar wie mit einem Menschen kommunizieren können. Was ist in diesem Zusammenhang bei Scopevisio geplant?
Das Thema Automatisierung spielt bei Scopevisio seit jeher eine wichtige Rolle. Ziel ist es, den Anwenderinnen und Anwendern den Arbeitsalltag zu erleichtern – getreu dem Motto „Simplify your daily business“. Damit das gelingt, werden Routineprozesse in der Verwaltung und Buchhaltung mithilfe von Scopevisio automatisiert. Auf diese Weise helfen wir Unternehmen, die Produktivität ihrer Backoffice-Prozesse um ein Vielfaches zu steigern.
Automatisierung bei Scopevisio
Beispiele für Automatisierung finden sich in Scopevisio zuhauf – etwa in der Rechnungsverarbeitung, bei der automatisiert Prüf- und Freigabeprozesse durchlaufen werden. Oder im Online-Banking, in welchem Kontoauszüge mithilfe von Kontoauszugsregeln automatisiert verarbeitet werden. Oder in der Beschaffung (Auftragssteuerung), die den Warenbedarf, der aus einem Auftrag resultiert, automatisch mit dem Lagerbestand abgleicht und Bestellvorschläge erzeugt. Aber ist das schon KI?
Logikbasierte KI
Man kann bei den genannten Beispielen von „logikbasierter KI“ oder „traditioneller KI“ sprechen. Derartige Systeme lösen Aufgaben nach vorgegebenen, fest programmierten Regeln – sie können jedoch nicht aus Daten lernen und sich folglich auch nicht im Laufe der Zeit selbständig verbessern. Es handelt sich deshalb bei diesen regelbasierten Systemen nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten nicht um echte KI, da die Aspekte Lernen und Verstehen fehlen. Oft wird deshalb auch zwischen logikbasierter und echter KI unterschieden – allerdings sind die Grenzen fließend.
(Echte) KI
Das Grundprinzip aller elektronischen Datenverarbeitung lässt ich vereinfacht gesagt auf die Formel Eingabe – Verarbeitung – Ausgabe reduzieren. Laut dem Fachverband Bitkom ist „heutigen „echten“ KI-Systemen (…) gemein, dass sie in der Verarbeitungskomponente auch trainiert werden und damit lernen können“. Möglich ist dies, weil auf dem Gebiet des maschinellen Lernens große Fortschritte gemacht wurden. Beim maschinellen Lernen erlernt ein Algorithmus, durch Wiederholung selbstständig eine Aufgabe zu erfüllen. Laut dem Fraunhofer Institut für Kognitive Systeme IKS wird dabei „anders als bei herkömmlichen Algorithmen kein Lösungsweg modelliert. Der Computer lernt selbstständig die Struktur der Daten zu erkennen.“ Verstehen und Lernen sind demzufolge zwei sehr wichtige Aspekte von (echter) KI.
Keine allgemeingültige Definition von KI
Allerdings sollte man auch beachten, dass es keine einheitliche Definition des Begriffs „Künstliche Intelligenz“ gibt. Kleinster gemeinsamer Nenner: Künstliche Intelligenz imitiert menschliche kognitive Fähigkeiten. So sieht es auch Oliver Thomas, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Osnabrück: „KI ahmt menschliches Verhalten nach und bringt dieses in Systeme hinein.“
Die Definition scheint auch deshalb schwierig, weil sich seit dem Aufkommen des Begriffs in den 50er Jahren die technischen Möglichkeiten enorm erweitert haben und die Definitionen daran angepasst wurden.
Generative KI ist eine Unterkategorie der KI und bezeichnet Anwendungen, die neue Inhalte wie Texte oder Bilder erzeugen können. Prominentes Beispiel dafür ist ChatGPT, der 2022 vorgestellte Chatbot des amerikanischen Softwareunternehmens OpenAI.
Generative KI bei Scopevisio: Wissensmanagement neu gedacht
Bei Scopevisio planen wir derzeit die Integration von KI-Modellen im Stile von ChatGPT in unsere Cloud Unternehmenssoftware. Dabei gehen wir sukzessive vor. Als erstes Projekt haben wir uns die Online-Hilfe vorgenommen. Das Dokumentenmanagementsystem (Teamwork) und die komplette Scopevisio-Anwendung sollen folgen.
„Die Einbindung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz wird die ERP-Landschaft deutlich verändern und zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor werden.“
Bitkom Positionspapier “Künstliche Intelligenz und ERP”
KI-Modell für die Online-Hilfe
Im Rahmen eines Pilotprojekts haben wir kürzlich einen KI-Chatbot in unsere Online-Hilfe integriert. Eine Beta-Version dieses „Smart Assistant“ ist inzwischen verfügbar. Der Anwender gibt seine Frage in den Chatbot ein und erhält eine natürlichsprachige Antwort (zuzüglich weiterführender Links). Das erspart ihm die Mühe, aus einer Vielzahl an Treffern, welche die „traditionelle“ Suche liefern würde, den richtigen herauszusuchen.
In diesem Projekt nutzen wir Retrieval Augmented Generation (RAG), eine Technik zur Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP). RAG kombiniert abfragebasierte Techniken mit generativen KI-Modellen. Das bedeutet, dass die vorhandenen Quellen – in unserem Fall die Online-Hilfe – durchsucht und die passenden Informationen extrahiert werden (abfragebasierte Techniken). Allerdings werden diese nicht eins-zu-eins wiedergegeben, sondern selbsterstellte, kontextbezogene Antworten in natürlicher Sprache geliefert (generative KI). Deshalb hat die Anwenderin bzw. der Anwender den Eindruck, mit einem Menschen zu sprechen.
KI-Modell für Dokumente („Chat with your documents“)
Derzeit arbeiten wir außerdem an einen KI-Chatbot, der in der Lage ist, sämtliche Dokumente eines Unternehmens zu durchsuchen und Antworten auf Fragen zu diesen Dokumenten zu liefern. Dabei kann der Anwender bzw. die Anwenderin nicht nur strukturiert vorliegende Daten wie zum Beispiel den Ablauftermin eines Vertrages abfragen. Die Besonderheit ist vielmehr, dass das System auch mit unstrukturierten Daten arbeiten kann. So erhält Anwender bzw. die Anwenderin zum Beispiel auf die Frage „Ich möchte mir an Karneval freinehmen – was muss ich beachten?“ konkrete Handlungsanweisungen in natürliche Sprache – gerade so, als ob ihm oder ihr die Kolleginnen und Kollegen aus der Personalabteilung die wichtigsten Regelungen im Unternehmen zusammengefasst hätten.
Diese Möglichkeit erspart der Anwenderin oder dem Anwender die Suche im System – erstens nach dem richtigen Dokument und zweitens nach der Information im Dokument selbst. Ein Prototyp dieses KI-Assistenten für Dokumente liegt bereits vor.
Die Anforderungen an diesen Assistenten sind allerdings höher als bei der Online-Hilfe. So besteht eine große Herausforderung darin, den Prozess datenschutzkonform zu gestalten. Eine weitere Herausforderung ist es, dem Sprachmodell große Mengen an unstrukturierter Daten zur Verfügung zu stellen. Voraussichtlich werden wir eines der großen Sprachmodelle (Claude von Anthropic) nutzen und dabei gleichzeitig alle Anforderungen des deutschen Datenschutzes erfüllen.
Beim Einsatz eines LLM in Scopevisio benötigen wir – anders als bei der Online-Hilfe – außerdem ein fein granulares Zugriffsmanagement, um sicherzustellen, dass Informationen nicht an Unberechtigte gelangen. Hier muss gewährleistet sein, dass die Rechte, die ansonsten bei der Nutzung der Software gelten, auch für die Nutzung des KI-Assistenten sichergestellt sind.
KI-Modell für Scopevisio Cloud-ERP (Enterprise GPT)
Ausgehend von unseren Erfahrungen mit den vorgenannten Projekten und aus dem Fraunhofer Projekt Speaker möchten wir schließlich einen KI-Assistenten – ein EnterpriseGPT – in die Scopevisio-Benutzeroberfläche integrieren. Dieses Enterprise GPT soll dem Nutzer Antworten auf Fragen wie „Wieviel Umsatz haben wir mit Kunde x in diesem Jahr gemacht?“ oder „Welche neuen Kunden haben wir in diesem Jahr gewonnen?“ liefern. So kann der Benutzer auf natürliche Weise Anfragen stellen, Daten abfragen oder Aktionen ausführen, was die Nutzung komplexer Software noch einfacher und intuitiver macht.
Die Anforderungen an einen derartigen Assistenten im Unternehmenskontext sind mit Blick auf Datensicherheit, Datenschutz und Qualität jedoch enorm hoch. Die Integration von KI-Assistenten in ERP-Systeme erfordert deshalb eine umfassende Planung und Vorbereitung sowie entsprechende Zeit für die Umsetzung.
Auf dem Cloud Unternehmertag 2025 am 30. Januar 2025 können Sie am Themenstand „Künstliche Intelligenz“ mehr zu den KI-Projekten bei Scopevisio erfahren.
Freuen Sie sich auch auf die Keynote von Thorsten Kranz zum Thema „Age of AI: Was bedeutet das für unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen?“. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.