Geht Bitcoin die Luft aus?

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Aktivisten streiten zurzeit darum, wie es mit der Kryptowährung Bitcoin weitergeht.

Zur Technologie von Bitcoin

Bitcoin ist eine digitale Währung oder Kryptowährung. Diese basiert auf der Blockchain-Technologie. Blöcke, die aus Transaktionen bestehen, werden miteinander verkettet. Die Personen, die diese Blöcke hinzufügen, nennt man Miner. Im Falle von Bitcoin konkurrieren diese miteinander und wer den Wettbewerb gewinnt und einen Block hinzufügen kann, wird mit Kryptowährung dafür belohnt.



Miner (Schürfer) sind wie Goldgräber. Sie stellen Rechenkapazität und Energie zur Verfügung, um Blöcke hinzuzufügen, denn die Algorithmen zur Validierung dieser Blöcke (Proof-of-Work) sind komplex. Durch diesen hohen Aufwand braucht allein Bitcoin für seinen Betrieb so viel Strom wie Dänemark. Kaum verwunderlich, dass die Skalierbarkeit – das Wachstum – dieser Kryptowährung an Grenzen stößt.

Das aktuelle Problem

Genau dies ist aktuell der Fall. Die Bitcoin-Transaktionen dauern zu lange. Das läuft dem Versprechen von Blockchain diametral entgegen, nämlich schnelle Ende-zu-Ende-Transaktionen durch verteilte Datenbankarchitektur und Ausschaltung von Mittlern (Banken und Broker) zu ermöglichen. Zahlungen schnell und günstig abzuwickeln war ursprünglich die USP von Bitcoin. Diese droht, verloren zu gehen.

Worum dreht sich der Streit?

Viele Bitcoin-Miner sind normale Zeitgenossen mit einem Hang zum Risiko. Aber es gibt noch andere. Große Unternehmen wie Genesis Mining oder Bitfury betreiben eigene Serverfarmen, nur um die Digitalwährung zu schürfen. Diese Miner setzen auf eine hoch spekulative Anlage. Und natürlich möchten sie ein Wörtchen mitreden, wenn sich Grundlegendes an ihrem Anlageprodukt ändert. Genau dies könnte demnächst passieren. Denn um die Schnelligkeit von Bitcoin-Transaktionen wiederherzustellen, kursiert in der Bitcoin Community das Konzept „Segwit2x“. Mit dieser Aktualisierung soll die Blockgröße erhöht und ein Teil der Transaktionen außerhalb der Blockchain abgewickelt werden.

Miner contra Entwickler

Die Miner möchten ihren Einfluss erhalten und ausbauen. Daher plädieren sie für eine Erhöhung der Blockgröße. Sonst, so fürchten sie, könnten andere Kryptowährungen wie der Ether, der auf der Ethereum-Blockchain basiert, ihren Bitcoins die Show stehlen.

Die Entwickler hingegen möchten einen Teil der Transaktionen außerhalb der Blockchain abwickeln. Das wird von vielen Minern abgelehnt, die dadurch ihren Einfluss schwinden und ihre Investitionen gefährdet sehen.

Einige Blogs in der Community sehen Segwit2x bereits auf der Zielgeraden. Doch die Entscheidung steht noch aus. Damit Segwit2x als Aktualisierung übernommen wird, müssen sich bis zum 26. Juli 95 Prozent der Miner dazu verpflichten, dies umzusetzen. Bisher haben sich allerdings bereits 88 Prozent dafür ausgesprochen; das Ziel scheint also erreichbar.

Wenn sich Segwit2x nicht durchsetzt, kommt es zur Spaltung

Sollte die 95 Prozent Zustimmung unter den Minern nicht erreicht werden, wird Bitcoin am 1. August 2017 auf zwei Blockchains aufgespalten. Die Investoren hätten dann zwei verschiedene Bitcoin-Arten in ihrem Portefeuille. Was das mit dem ohnehin bereits arg volatilen Kurs der Internetwährung macht, kann man sich ausmalen.

Diese Drohkulisse ist es auch, die beide Streitparteien in einen Konsens treibt. Keiner hat ein Interesse an einer Aufspaltung von Bitcoin. Die Community hofft daher auf eine Einigung in letzter Sekunde.

Kurskapriolen

Die Kursschwankungen von Bitcoin sind spektakulär. Notierte diese Währung am 12. Juni 2017 noch auf einem Allzeithoch bei 3.000 US-Dollar, waren es zuletzt, Mitte Juli 2017, nur mehr 2.000 US-Dollar. Ein Drittel Kurseinbruch ist eklatant, aber noch schlimmer erwischte es andere, kleinere Kryptowährungen, die im Gefolge von Bitcoin ebenfalls in den Keller rauschten. Ethereum sogar um minus 62 Prozent im selben Zeitraum.

Zuletzt verfügte Bitcoin über eine Marktkapitalisierung von rund 38 Mrd US-Dollar.

Bitcoin als Investment

Wie schon gesagt, sind Kryptowährungen als Anlageprodukt hochspekulativ. Ein Grund dafür ist, dass ihr fundamentaler Wert kaum zu beziffern ist. Ein Unternehmen verfügt über Assets, die ein Wertfundament bilden. Der Börsenkurs kann über oder unter diesem fundamentalen Wert liegen, aber es ist immerhin eine Bezugsgröße vorhanden.

Das gilt für Kryptowährungen nicht. Die Preisbildung ist nicht vorhersagbar. Den größten Einfluss als Miner haben chinesische Unternehmer, die in ihren Rechenzentren in großem Stil Bitcoin schürfen. Letztlich entscheiden die Aktivitäten dieser Akteure über Angebot und Nachfrage und mithin über den Preis.

Wer also in Bitcoin investiert, muss damit leben, dass sich der Kurs mal eben über Nacht halbieren kann und dass er die Mechanismen, die den Kurs bestimmen, kaum kontrollieren kann.

Bitcoin als Zahlungsmittel

Taugt Bitcoin für Geldtransaktionen? Die digitale Währung hat einige Vorteile:

  • Überweisungen sind ohne Beteiligung der notorisch gebührenhungrigen Banken möglich.
  • Bitcoin ist staatenlos. Ausland oder Inland existieren im Bitcoin-Universum genauso wenig wie Umrechnungskurse und Courtage.
  • In einer Blockchain ist die Sicherheit hoch. Alle Knoten im verteilten Netzwerk validieren jeden neuen Block; nachträgliche Manipulationen sind ausgeschlossen. So die Theorie.
  • Manche Startups setzen Bitcoin erfolgreich für Crowdfunding ein.

Dem stehen aber auch Nachteile gegenüber:

Fazit

Kein Zweifel: Die digitale Währung steckt noch in den Kinderschuhen. Wo es um Geld geht, sind leider auch Spekulanten und Glücksritter nicht weit. So gut das Konzept einer schnellen, transparenten und günstigen Zahlung via Blockchain ist, so sehr hat das Vertrauen durch die Skandale und Kursstürze gelitten.

Aus diesem Grund ist die Akzeptanz der Kryptowährung zurzeit noch gering. Nur eine Handvoll Unternehmen akzeptiert sie als Zahlungsmittel. Fachleute warnen vor dem spekulativen Charakter einer Währung, die eigentlich, mangels Stabilität, keine ist.

Ein großes Problem von Kryptowährungen ist, dass sie ungeheuer viel Strom und Rechenleistung benötigen. Deshalb sind sie nur begrenzt skalierbar. Zurzeit stößt Bitcoin technisch an seine Grenzen; die Überweisungen gehen zu langsam. Dieses Problem will die Community mit einer Aktualisierung lösen, die doppelt so große Blöcke und die Abwicklung eines Teils der Transaktionen außerhalb der Blockchain erlaubt. Ob das der Sicherheit zugute kommt? Man darf zweifeln.

Autor:in Dorothea Heymann-Reder
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