Digitale Transformation durch disruptive Technologien
Eine disruptive Technologie ist eine Innovation, die alles ändert. Die Dampfmaschine war eine solche Technologie; sie änderte nicht nur die Produktionsbedingungen, sondern die gesamte Gesellschaft. Seit jener ersten industriellen Revolutionen sind weitere Umwälzungen ins Land gegangen: Als Zweites kam die Elektrizität, als Drittes die computergesteuerte Fertigung und nunmehr als Viertes die digitale Revolution: Grenzenlose Vernetzung, Dematerialisierung und Automatisierung ändern so gut wie alles. Die Art, wie wir arbeiten, wirtschaften, kommunizieren, produzieren und konsumieren.
Digitale Transformation verdrängt Traditionsunternehmen
Die neuen, digitalen Unternehmen verdrängen Traditionsunternehmen von den ersten Plätzen der Börsencharts. Neue Unternehmen drängen in Handel, Gesundheitswesen, Touristik und Finanzdienstleistungen. Hoteliers protestieren gegen AirBnB, aber es wird ihnen so wenig nutzen, wie einst den Postkutschenfahrern ihr Protest gegen die Eisenbahn. Denn es wird genauso gehen, wie bereits in den ersten industriellen Revolutionen: Wer nicht mitzieht, bleibt zurück. Plattenläden, Buchhändler und Unternehmen wie Grünenthal und HDI haben das zu spüren bekommen, sie gelten in Deutschland als digitale Nachzügler. Bosch und die Allianz bewältigen den Wandel besser, sie gelten als Vorreiter. Unter den Industrieunternehmen steht Bosch laut Digital Readiness Index mit seinem breiten Angebot an Apps, Blogs, Communities und sonstigen digitalen Kanälen an der Spitze.
Das Potenzial digitaler Geschäftsmodelle zeigt sich daran, dass Apple und Microsoft zusammen dieselbe Marktkapitalisierung besitzen wie die 20 größten DAX-Unternehmen. Und auch im DAX hat sich SAP an die Spitze gesetzt – vor Traditionalisten wie Bayer oder Siemens (Stand Ende Januar 2016).
Digitalisierung im Mittelstand
Auf dem Cloud Unternehmertag haben wir Dr. Alois Kreins vom Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) dazu interviewt, wie er die Chancen und Risiken der Digitalisierung für den Mittelstand einschätzt und wie sein Verband Mittelständler beim Prozess der digitalen Transformation unterstützt.
Digitalisierung als Wettbewerbsfaktor
Digitale Unternehmen haben im Schnitt 9 % mehr Umsatz, eine um 26 % höhere Profitabilität und einen um 12 % höheren Firmenwert als nichtdigitale Unternehmen (MIT-Sloan-Studie „The Digital Advantage“ 2012). Und das gilt für kleine und mittlere Unternehmen genauso wie für Börsenstars.
Davon betroffen sind Organisation, Prozesse, Geschäftsmodelle, Marken, interne und externe Kommunikation. Jeder Geschäftsbereich, jede Funktion kann digital transformiert werden; in den meisten betrieblichen Abläufen steckt Automatisierungspotenzial.
Apps ersetzen Gegenstände in der Ära der Digitalisierung
Kugelschreiber, Notizblock, Kalender, Geld, Eintrittskarten, Ausweis, Schlüssel, Stadtplan, Buch – Dinge des täglichen Lebens werden zunehmend durch Apps ersetzt.
Die Dematerialisierung betrifft ganze Wertschöpfungsketten. Sie bedeutet, dass bestimmte Produkte nicht mehr hergestellt und bestimmte Arbeitsplätze nicht mehr angeboten werden. Die Arbeit verlagert sich. Vorgänge laufen automatisiert ab. Die digitale Wirtschaft bietet unendliche Chancen für innovativ denkende Firmen und Arbeitskräfte, aber wer sich abschottet, wird auf der Verliererseite landen.
Digitale Transformation am Beispiel Vertrieb
Früher steckte das meiste Vertriebswissen in den Köpfen der Kundenbetreuer und wurde wie Herrschaftswissen eifersüchtig gehütet. Der Kundenbetreuer schrieb seine Kunden an oder griff zum Telefonhörer. Ein Termin wurde vereinbart. Eine Reise wurde unternommen. Ein Musterkoffer wurde mitgenommen. Dazu Notizblock, Kalender, Schreibsachen, diverse Formulare. Gesprächsergebnisse wurden notiert oder sich gemerkt – mehr oder weniger zuverlässig. Die Auftragsbearbeitung war ein langwieriger, personalintensiver, mühsamer und fehleranfälliger Prozess. Der Weggang eines guten Vertrieblers kam einer Katastrophe gleich.
Heute steckt mehr Vetriebswissen in den CRM-Systemen der Unternehmen. Die Verfügbarkeit und Analyse von immer mehr Kundeninformationen – Stichwort Big Data – führt zu einem unerschöpflichen Datenaufkommen, das mit fortschreitender Technologie immer schneller und differenzierter analysiert und zu kompletten Kundenprofilen verdichtet wird. Damit können Unternehmen ihren Kunden passgenaue Angebote machen.
Digitale Transformation am Beispiel menschenlose Prozesse
Kundenkontakte spielen sich häufig ganz ohne Zutun von Vertriebspersonal automatisiert ab. Über Registrierungsformulare und Social Media sammelt das Unternehmen Leads ein, die anschließend in einem strukturierten Prozess qualifiziert und bearbeitet werden. Kontakte finden über das Netz statt. Prozesse dematerialisieren sich, werden schlanker, effizienter, kundenfreundlicher und qualitativ besser.
Der gleiche Trend lässt sich in der Produktionswirtschaft beobachten. Das Internet of Things (IoT) macht es möglich, dass sich Werkstücke und Industrieroboter ohne menschliches Eingreifen über die notwendigen Arbeitsschritte verständigen, weil sie über das Netz miteinander kommunizieren können.
Verhalten und Erwartungen der Verbraucher ändern sich
Das Smartphone als Nabelschnur zur digitalen Welt weckt beim Verbraucher das Bedürfnis und die Vorstellung, alles unverzüglich und überall bekommen zu können. Der Druck auf B2C-Unternehmen ist so immens, dass bei großen Online-Händler inzwischen der Trend zur Same Day Delivery geht – die Ware sollte tunlichst noch am Bestelltag beim Kunden sein.
Modulare Angebote und die Fähigkeit, Unikate mittels 3-D-Drucker herzustellen, suggeriert dem Kunden, dass sich jedes Angebot auf seine ganz konkreten Bedürfnisse zuschneiden lässt. Werbeprofis sprechen von einem maßgeschneiderten Kundenerlebnis, wiederum ermöglicht und befeuert von Big Data.
Sensibilität im Umgang mit Daten ist Trumpf. Durch Sicherheitslecks und unseriöses Gebaren hat schon manche Firma das Vertrauen der Kunden verspielt. Daher sind Sicherheitsfragen die nächste große Herausforderung der digitalen, vernetzten Welt.